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Alfredo Barsuglia - Gitum

23. April 2025

Seit Ende März zeigt die Nicole Gnesa Galerie Arbeiten von Alfredo Barsuglia in der Ausstellung Gitum. Der Ausstellungstitel gitum ist die Umkehrung des deutschen Wortes „mutig“. Diese sprachliche Umkehrung spiegelt ein zentrales Thema der Ausstellung wider: die Bedeutung von Wörtern, die Veränderung von Sprache und die subjektive Natur von Kommunikation. Nicole Gnesa erzählt uns im Folgenden von ihrem Lieblingsbild – Michael. In der Ausstellungsansicht unten können Sie es an der rechten Wand sehen.

„Alfredo Barsuglias Gemälde Michael (2024, acrylic on wood, 50×40 cm) zeigt eine schlafende Katze: ruhig, in sich versunken, nahezu schwebend auf einem neutralen, grauen Hintergrund. Die Darstellung ist von beeindruckender Präzision. Durch seine lasierende Malweise erreicht Barsuglia eine Tiefe und Leuchtkraft, die dem Bild eine fast greifbare Körperlichkeit verleiht. Das Tier wirkt lebendig und gleichzeitig vollkommen entrückt.
Die Leere des Hintergrunds
Die Leere des Hintergrunds ist kein dekoratives Element, sondern wesentlicher Bestandteil der Komposition. Sie entzieht dem Motiv jede narrative Umgebung und stellt es damit in einen offenen, zeitlosen Raum. Diese bewusste Reduktion schafft nicht nur Konzentration, sondern auch Distanz. Das Motiv steht für sich und lädt gerade dadurch zur Betrachtung ein, ohne Ablenkung, ohne Kontext, ohne Erklärung.

Symbol für Ruhe
Diese Zurückhaltung schafft einen kontemplativen Moment. Die schlafende Katze wird zum Symbol für Ruhe, für das Innehalten im Strom des Alltäglichen. Barsuglias Bild gibt keinen Impuls zur Interpretation, es fordert keine Deutung ein. Stattdessen öffnet es einen Raum,
 einen stillen, fast meditativen Zustand der Wahrnehmung. Der Blick verweilt. Man beobachtet nicht nur, man ist mit dem Dargestellten in einem gemeinsamen Moment der Stille verbunden.

Präzision jedes Pinselstrichs
Besonders bemerkenswert ist die unglaubliche Technik, mit der Barsuglia das Bild geschaffen hat. Die verblüffende Präzision in der Darstellung lassen die Betrachter|innen staunen. Jeder Pinselstrich scheint eine eigene Welt zu erschaffen, die weit über Fotorealistik hinausgeht. Der Übergang von Fell und Haut ist so fein ausgearbeitet, dass die Grenze zwischen Malerei und Realität fast verschwimmt. Diese unglaubliche Meisterschaft im Detail hebt das Werk von der bloßen Abbildung ab und verleiht ihm eine erhabene, fast überirdische Qualität.

Präsenz der Malerei
Trotz der hyperrealistischen Wirkung ist
Michael keine Illusion. Die Malerei tritt nicht hinter dem Motiv zurück, sondern bleibt stets präsent – in den feinsten Übergängen, in den einzelnen Nuancen des Fells, in der klaren Abgrenzung zur Fläche. So entsteht eine Spannung zwischen Sichtbarkeit und Substanz, zwischen Präsenz und Abstraktion.

Michael erzählt nichts und lässt sich nicht in Worte fassen, es wirkt. Es ist ein Bild, das man nicht anschaut, sondern erlebt, als Ruhepol in einer lauten, schnellen Welt.“ Nicole Gnesa

 

Alfredo Barsuglia
geboren 180 in Graz, lebt in Wien und ist einer der wichtigsten zeitgenössischen Künstler in Österreich. Bekannt für sein interdisziplinäres Werk, das Malerei, Skulptur und Installation umfasst, setzt er sich intensiv mit sozialen und gesellschaftlichen Themen auseinander. Seine Arbeiten fordern die Wahrnehmung heraus und laden zum Nachdenken über aktuelle Themen ein. Barsuglia sucht nie den Stillstand, sondern ist immer auf der Suche nach neuen Ideen, mit dem Ziel, nicht nur sein Publikum, sondern auch sich selbst zu überraschen.

Michael

und die weiteren Arbeiten von Alfredo Barsuglia können Sie noch bis 24.5. in der Nicole Gnesa Galerie sehen.

Oben: Alfredo Barsuglia, Michael, 2024, Acryl auf Holz, 50×40 cm, darunter Austellungsansicht von aussen/ die Wand.