
SPOTLIGHT ON
Galerie Klüser
Nach 47 Jahren Galeriearbeit und über 50 Jahren Engagement im Editionsbereich wird die Galerie Klüser am 1. Juli 2025 ihre Ausstellungstätigkeit im klassischen Sinne beenden. Die Ausstellung mit dem Titel ‚Sean Scully – Paintings and Works on paper‘ wird die letzte sein in dieser Form, es sind ab Juli 2025 weiterhin kontinuierliche kleinere Ausstellungs – Positionen sowohl in den Räumen der Georgenstr. 15 als auch über die Homepage der Galerie geplant.
1968 ist Bernd Klüser aus seiner Geburtsstadt Wuppertal eigentlich zum Jurastudium nach München gezogen, seit 2001 ist Bernd Klüsers Tochter Julia Partnerin im Unternehmen. Ende Mai 2022 verabschiedete sich die Galerie Klüser nach über 20 Jahren bereits von Klüser 2, den Räumlichkeiten in der Türkenstraße. Die Gründe waren das Auslaufen des langjährigen und zeitlich befristeten Mietvertrages, sowie der Neubau des Rückgebäudes, wodurch Schuttcontainer, Kräne und andere Maschinen die Galeriefront lange Zeit verdeckten. Den Klüsers fiel schon dieser Entschluss nicht leicht: „Die urbane ebenerdige Lage der Galerie Klüser 2 mit der Nähe zu den Museen, die wunderschöne Glasfassade und die Möglichkeit, dort großformatige Bilder und schwere Skulpturen zu zeigen, war eine willkommene Bereicherung zu den Haupträumen in der Georgenstr. 15.“
Seit den 90er Jahren fand die erste von zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen des Künstlers in der Galerie Klüser statt. Die Galerie ist Herausgeber einer großen Anzahl seiner Editionen und hat einige seiner Kataloge veröffentlicht.


Sean Scullys Werk gründet sich auf einer stetigen Auseinandersetzung mit vertikalen und horizontalen Farbbahnen und Rechtecken. Mit verschiedenen Techniken und Materialien setzt Scully jene minimalistische Motivik konsequent in seinem künstlerischen Schaffen fort. Während er in seinen frühen Werken noch mit Klebeband klare exakte Streifenkanten setzt, löst er sich in den 80ern von dieser Präzision und malt die Konturen bewusst frei Hand als weiche lebendige Umrisse. Pinselduktus und Farbschichten lässt er deutlich erkennbar, wobei meist dunkle und erdige Farbtöne dominieren. Parallel zu den Gemälden entstehen Radierungen, Lithographien, Pastelle und Aquarelle, die sich in Motivik und Bildaufbau ähneln.
„Mein von Herzen kommender Dank gilt dem jahrelangen intensivem Einsatz meiner Tochter und meiner Frau Verena, dem Engagement unserer Mitarbeiter, dem Vertrauen unserer Künstler, vielen Museumsleuten, Sammlern und treuen Besuchern.“
Herr Klüser, wie geht es Ihnen in der Zeit der momentanen Veränderung?
Ich bin absolut guter Dinge und durchaus gut beschäftigt.
Was sind die Gründe für das Ende des regulären Galeriebetriebs?
„Die Gründe sind vielfältig – nur einige sollen benannt werden:
Mein nahender 80. Geburtstag, die nachvollziehbare Entscheidung der Tochter Julia, als langjährige Mitgesellschafterin, die Galerie nicht weiterzuführen – wegen der ausufernden Kommerzialisierung des Kunstmarktes, der absurden Entwicklung bürokratischer Vorschriften und nicht zuletzt wegen des Standortnachteils der Münchener Insellage.
Zu Ihrer Kritik der weltweiten Kommerzialisierung von Kunst: Wie kann eine Galerie heutzutage machbar sein oder gibt es schlichtweg keine Lösung?
Ob die jungen Galerien in Zukunft gegen die marktbeherrschenden Auktionshäuser und Blockbustergalerien eine reelle Chance haben, wird wahrscheinlich nur in wenigen Fällen (bei ausreichendem Eigenkapital) erfolgreich gelingen. Das war früher deutlich einfacher. Ich bewundere jedenfalls junge Galerien, die bis zur Selbstausbeutung arbeiten.
Sie äußerten zuletzt auch Kritik an der Presse.
„Die Süddeutsche Zeitung zum Beispiel (nachdem sie schon seit einigen Jahren Berichte über wichtige Galerieausstellungen vom Feuilleton in den Lokalteil verlagert hatte) ihre Kritiken über Galerieaktivitäten komplett eingestellt und die Außenwirkung der Galerien massiv beeinträchtigt.“
Was passiert mit Ihren Räumen in der Georgenstraße?
Wir werden unsere Räume und Mitarbeitende in den nächsten Jahren für die Abwicklung der umfangreichen Bestände behalten, planen sporadische Aktionen, aber ohne den gewohnten Ausstellungsbetrieb.
Wer hat Sie in all den Jahren begleitet und somit ermöglicht, dass Sie so lange Zeit erfolgreich Ihre Galerie geführt haben?
Mein von Herzen kommender Dank gilt dem jahrelangen intensivem Einsatz meiner Tochter und meiner Frau Verena, dem Engagement unserer Mitarbeiter, dem Vertrauen unserer Künstler, vielen Museumsleuten, Sammlern und treuen Besuchern.







Bildcredits:
Ganz oben Bernd Klüser und Joseph Beuys in Basel 1984, Foto Kurt Wyss; darunter Sean Scully: LANDLINE BLUE RED (2024), Öl auf Kupferplatte, 80 x 60 cm; Winter Days, 1990, Öl auf Leinwand, 305,1 x 229,1 cm;
unten im Uhrzeigersinn fast 50 Jahre Galeriezeit:
Bernd und Julia Klüser in der Galerie, Foto: Timothy Greenfeld Sanders;
Andy Warhol und Bernd Klüser 1980 zur Ausstellung Beuys by Warhol, Foto: Angela Neuke, Copyright Galerie Klüser;
die Galerie Klüser 2 in einer Aussenansicht, Bernd und Verena Klüser bei der Eröffnung der Ausstellung Andy Warhol Portraits im Dezember 2024;
eine weitere Aussenansicht der Galerie Klüser 2;
Jannis Kounellis beim Aufbau seiner Ausstellung 1996, Copyright Galerie Klüser; Ada Katz, Bernd Klüser, Roland Berger bei der Eröffnung Alex Katz Bilder und Zeichnungen 1989, Copyright Diana Hohental.