
Interview
Renate Bender
1995 zeigte Renate Bender zur Eröffnung der neuen Räume in der Hohenzollernstraße in München die Ausstellung „drei frauen konkret?“ mit Arbeiten von Inge Dick, Rosa M Hessling und Maria Lalić. Nach den Anfängen seit der Galeriegründung 1987 hatte sie sich mehr und mehr mit der konkret-konstruktiven Kunstrichtung auseinandergesetzt. Trotz der nicht immer einfachen Zeiten im Galeriebereich und vor allem mit der besagten Programmausrichtung, kann Renate Bender heute mit Freude und Stolz auf weit über 150 Ausstellungen zurückblicken.
Mit großer Freude präsentiert sie nun, 30 Jahre später im Januar 2025 die Ausstellung „sechs frauen konkret?“ mit den drei „Künstlerinnen der ersten Stunde“, Inge Dick, Rosa M Hessling und Maria Lalić, sowie drei Vertreterinnen einer neuen Generation von Künstlerinnen, die mit einer ebenfalls sehr reduzierten Formsprache arbeiten – Marile Holzner, Angelika Huber, Eunji Seo. Zu sehen ist die Ausstellung bis 10.Mai in der Galerie Bender in der Türkenstraße 11.
Zeit, Frau Bender zu Ihrer Galeriearbeit in den 30 Jahren zu befragen.

Aktuelle Ausstellungsansicht
„sechs frauen konkret ?“, Galerie Renate Bender 2025
Was hat Sie dazu inspiriert, eine Galerie für zeitgenössische Kunst zu eröffnen?
Ich habe viele Jahre in einem Münchner Unternehmen für Kunsteditionen gearbeitet und habe mit den Künstlern ihre Werke für die Editionen ausgewählt und technisch mit entsprechenden Werkstätten, Gießereien, Druckereien umgesetzt.
Mein erster Job, der alles weitere auslöste, war die Aufgabe mit Victor Vasarely in Paris ein Schachspiel zu entwickeln: ein 28farbiger Druck auf einer Plexiglasplatte und Figuren aus mattem und transparentem Plexiglas. In der Folge arbeitete ich eng mit dem Drucker zusammen, der damals in Europa in der Lage war, einen 28farbigen Siebdruck auf Plexiglas zu drucken. Und dieser war in … Ingolstadt. So kam der Zugang zur konkreten Kunst und der damals noch im Depot verweilenden Sammlung von Eugen Gomringer, die den Grundstock des heutigen Museums für konkrete Kunst bildet.
Welche besonderen Schwerpunkte repräsentiert Ihre Galerie? Gibt es spezielle Künstler*innen oder Kunstrichtungen, die Sie bevorzugen oder besonders unterstützen?
Der persönliche Kontakt zu Eugen Gomringer und damit die Auseinandersetzung mit der konkret-konstruktivistischen Kunst waren dann die Grundlage meiner weiteren Aktivitäten. Ich konnte dann 1991 die Sammlung von Eugen Gomringer, wohlbemerkt in Eigenregie und finanzieller Verantwortung, auf der damals gerade offen gelassenen Praterinsel hier in München präsentieren.
Um meine Investitionen zumindest teilweise wieder einzuspielen, kontaktierte ich die in der Sammlung vertretenen Künstler*innen oder deren Repräsentanten, um grafische Arbeiten für den Verkauf anbieten zu können. So lernte ich viele der Künstler*innen persönlich kennen und schätzen. Einige von Ihnen wurden dann auch zum Programmschwerpunkt meiner ersten eigenen Galerieräume 1995 in der Hohenzollernstraße 89.
Welche Kriterien verwenden Sie bei der Auswahl von Künstler*innen sowie von Kunstwerken für Ihre Galerie?
Der Programmschwerpunkt, den ich heute wie folgt definiere, ergibt schlussendlich die Auswahl:
„Reduzierte Formen der Malerei, Fotografie und Bildhauerei, schwerwiegend im Bereich minimaler, monochromer und konkreter Ausdrucksformen der zeitgenössischen Kunst“
Durch Kontakte auf Messen, vor allem auch in USA, kamen immer wieder internationale Positionen hinzu, die man zumeist hier nicht kannte. So zeige ich heute mehr als 40 Positionen aus 10 verschiedenen Ländern, ein nettes, buntes Grüppchen, das sich in der Zwischenzeit gegenseitig kennengelernt hat und das ihre Kunst verbindet.


Bildcredit: Peter Weber, “Isometrie I” – 2023, 640g Fabriano Bütten gefaltet, auf Holzplatte, Acrylglashaube, 67 x 67 x 8 cm
Bildcredit: Jan van Munster, Hanging Brainwave, 2012, Blaues und transparentes Glas, Argon, Neon, Transformator, 160 x 30 cm, Edition 3 + 1 AP, Foto: Ivo Wennekes