
Nelly Rudin
Fläche und Raum, Bildobjekte
05.03.2025 – 23.09.2025
„Transparenz, Klarheit des Denkens, Sparsamkeit der gestalterischen Mittel, Erfindungsgeist, Spielfreude – und Stille“, so charakterisiert Ernst Halter mit präzisen Begriffen den langen Weg der künstlerischen Entwicklung von Nelly Rudin. ( 1928 – 2013 ) Sie gilt heute als eine der Hauptvertreterinnen der konkreten Kunst in der Schweiz . Schon ihre frühen Bildgestaltungen, basierend auf Quadrat und Kreis, gehen durch die gleichberechtigte strukturelle Anordnung der Farbe ins Weite bzw. in den Raum. Ab 1976 geschieht eine konsequente Veränderung weg von der ebenen Bildfläche und die Hinwendung zum Rahmen, der zum eigentlichen Bildträger wird. Der Fokus der Betrachtung bewegt sich zum Rand hin und darüber hinaus. Der pure Rahmen mit unterschiedlicher Tiefe – aber immer ohne Bespannung -wird somit dreidimensionales Objekt. Dabei wird die Farbgebung von der Innenseite des Rahmens über die Kanten auf dessen Außenseite weitergezogen. Zugleich wird das Quadrat in seiner gewohnten Sehweise gestört und übereck gestellt. Die Künstlerin fordert dazu auf, die Randzonen als einen Ort des eigentlichen künstlerischen Gestaltens zu betrachten, wo etwas Neues unmittelbar aus der Wand heraustritt. Der Innenraum, der durch den Rahmen definiert aber nicht ausgefüllt ist, weist nun Leere auf, die den Blick auf das bewusst Uneigentliche, auf die Ränder lenkt. Nelly Rudins Rahmenbilder reduzieren sich in äußerster Ökonomie auf das suggestive Minimum. Unterschiedlich farbige Winkel markieren die Schnittstellen zwischen Innen- und Außenseite des als Quadrat aufliegenden Rahmens, der je nach Standort des Betrachters neue „Einsichten“ und damit Farbkombinationen zulässt. Aufgabe des Betrachters ist es, die möglichen Kombinationen der Winkelanschnitte neu zu erleben, indem das Wandobjekt gleich einer Skulptur beim Umgehen mehrere dreidimensionale Sichtweisen anbietet. Die einzelnen Farbflächen erscheinen frei angeordnet und werden beweglich am Rahmen, an den nur die weiße Fläche des Umraumes, der durch den Rahmen definierten Wandstücke angrenzt. „Fläche und Raum“ oder Farbe im freien aber „konstruktiven Umraum“ ist das Motto der Werkgruppe von Nelly Rudin. Während die frühen Rahmenobjekte auf der Wand anliegen und die Assoziation mit dem Bildquadrat noch zulassen, gehen die neuen „Objekte“ einen Schritt weiter. Sie werden zunehmend skulptural, indem sie eine Standfläche besitzen und dadurch auch Aufsicht und Durchsicht ermöglichen. Doch mit dieser ist spielerisch umzugehen. Jede Außenseite der Rahmenfläche ist als Auflagefläche möglich. Der Betrachter erkennt im Umgang mit der Variation das zugrundeliegende Konstruktionsprinzip, nach dem der Farbauftrag geschehen ist. Flächig aufgeklappt ist dieses räumliche Prinzip in den Collagen der Künstlerin nachvollziehbar. Nelly Rudin, 1928 in Basel geboren, hat zahlreiche internationale Ausstellungen bestritten.
Nelly Rudin, Rahmenobjekt Nr. 17, 2006, Aluminium, 24 x 24 x 8 cm, Foto: David Dandl
Gudrun Spielvogel Kunst-Kabinett
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