Künstliche Mythologie

Die Ausstellung „Künstliche Mythologie“ des zeitgenössischen Künstlers Du Zhenjun bietet einen faszinierenden Einblick in eine Welt, in der sich die Tradition der Malerei mit der zeitgenössischen Illusion der Realität vermischt. Inspiriert von den großen Meistern der Renaissance schafft Du Zhenjun eine Ikonographie, die alte Mythologien und zeitgenössische technologische Fiktionen meisterhaft miteinander verwebt. Sein Werk, das in einer klassischen Ästhetik verankert ist, unterscheidet sich von dieser durch die Einführung einer virtuellen und künstlichen Dimension, die für unsere hypervernetzte Zeit charakteristisch ist. In diesem Universum ist die Mythologie nicht mehr nur die Gründungsgeschichte vergangener Zivilisationen, sondern definiert sich neu als zeitgenössische metaphysische Fiktion. Die Ausstellung „Mythologie artificielle“ präsentiert sich als Erkundung eines entmaterialisierten Pantheons, in dem klassische mythologische Figuren neben den Gespenstern einer von Algorithmen und Netzwerken neu zusammengesetzten Realität stehen. Der Maler, der wie ein Architekt einer alternativen Welt erscheint, greift auf Bilder zurück, die sowohl aus der Geschichte als auch aus dem entmaterialisierten Fluss des Internets stammen. Der Schatten der künstlichen Intelligenz schwebt über diesen Kompositionen, in denen ein Dialog zwischen der Vergangenheit und einer ungewissen Zukunft entsteht. Diese bildliche Dialektik lässt eine neue Mythologie entstehen, die nicht mehr im Boden unserer irdischen Bezüge verankert ist, sondern in einem hybriden Raum zwischen Realität und digitaler Illusion schwebt.
Du Zhenjuns Arbeit „Künstliche Mythologie“ lädt uns ein, über die Beschaffenheit unserer Welt an der Schnittstelle zwischen greifbarer Realität und virtuellen Konstruktionen nachzudenken, sowie über unser Verhältnis zum Bild, zur Erzählung und zur Wahrnehmung einer immer schwerer fassbaren Realität.

Du Zhenjun‘, La route du touriste, 250 x 200 cm, 2024