Hyesun Jung

Die Bildhauerin Hyesun Jung setzt sich in ihrer Ausstellung „Pavillon“ mit der sozialen Situation im Alten Botanischen Garten am Stachus auseinander. Der Park ist durch steigende Kriminalität in den Medien präsent, eine Lösung, wie die Situation vor Ort zu ändern wäre, scheint hingegen zu polarisieren: Mehr Polizeipräsenz, die Installation von Überwachungskameras? Die Künstlerin thematisiert nun das problematische Umfeld eigeninitiativ fern von moralischer Empörung, indem sie um den Kunstpavillon Figuren installiert, die ambivalent als Parkbesucher:innen oder eben Menschen in sozialer Not wahrgenommen werden können. Im innern des voluminösen Ausstellungsraumes  platziert sie unterhalb der hohen Decke Fundstücke der Umgebung: Bekleidung, Glasbruch, Zigarettenschachteln auf einem Netz, die wie ein Mosaik den Außenraum spiegeln und die Spannung der Umgebung transponieren.
Hyesun Jungs Intervention schafft es dabei, auf die sozialen Verwerfungen hinzuweisen, ohne sozialpädagogisch zu intervenieren, vielmehr öffnet sie den Blick auf eine urbane Problematik, der sich die Gesellschaft stellen muss. Der ehemaligen Schülerin von Olaf Metzel gelingt der Balanceakt, sie führt die Menschen nicht vor, sondern macht auf sensibel-ästhetische Art wachsam, schafft Achtung vor den Betroffenen und zeigt, wo die blinden Flecke in der schönen Landeshauptstadt liegen.
*Hyesun Jung (* 1985, in Daejeon Südkorea) lebt und arbeitet seit 2012 in München. Sie studierte Bildhauerei an der Sangmyung Universität in Südkorea und anschließend bei Olaf Metzel an der Akademie der Bildenden Künste München, wo sie ihr Studium 2019 abschloss. Sie greift oft Alltagsgeschehen oder Begebenheiten aus ihrer eigenen Biografie auf – daher bilden alltägliche Gegenstände meist den Ausgangspunkt ihrer Arbeit. Diese sind aus ihrem eigenen Besitz oder Fundstücke. Ihre Arbeit umfasst Bildhauerei, Objekte und Installation.