Bjarne Geiges
Kammerspiele - Fotografie
01.10.2024 – 28.02.2025
Unter dem Titel, „Kammerspiele“, zeigt die Galerie Fotoarbeiten des in München lebenden Fotografen Bjarne Geiges (*1942) im Kunstkabinett der Galerie. Sein Blick durch den Sucher eines Fotoapparates ist über Jahrzehnte geschult. Aufgewachsen im Hochschwarzwald und schon von Kindheit an durch seinen Vater an die Fotografie herangeführt, war sein beruflicher Werdegang früh und selbstbestimmt entschieden. Es erfolgte eine klassische Ausbildung mit entsprechendem Abschluss an der „Lette-Stiftung “ Schule für Gestaltung und Fotografie in Berlin. Als professioneller Fotograf arbeitete er erfolgreich und stets selbständig, zunächst als freier Bildjournalist u.a. in München und später als Werbefotograf mit eigenem Studio für namhafte Auftraggeber. Nach 30 erfahrungsreichen Jahren zog er sich auf Grund der allgemein einsetzenden Digitalisierung aus der angewandten Fotografie zurück. Er sah für sich als Werbefotograf keine Zukunft mehr und verlagerte seinen Schwerpunkt auf die freie künstlerische Arbeit. Losgelöst von vorgegebenen Themenkreisen und dem Auftrag der objektiven Wiedergabe von Wirklichkeit sieht er sich der künstlerisch- subjektiven Fotografie verbunden, wie sie im Grunde die Schule „Neues Sehen“ um Moholy -Nagy am Bauhaus vertrat. Entsprechend reduziert er seine Aufnahmen auf klassische Schwarz-Weiß-Abzüge mit kleinem Format und niedrigen Auflagen.
Mit seiner Kleinbildkamera richtet er den Blick mit subtilem Gespür auf das Wesentliche, auf die Poesie des Einfachen, fast Alltäglichen und fügt ein subjektiv gefundenes und empfundenes Detail als Ausschnitt in einen größeren dahinterliegenden Kontext, der sich erst durch das Foto für den Betrachter öffnet. Wach für das Einfangen eines kurzen Augenblicks, in dem das aufblitzende Licht den Vorhang wie für den Bühnenauftritt einer Erzählung lüftet, friert er den einzigartigen Moment in seinen Bildern ein. Er führt den Betrachter hin zu einer kleinen lyrischen Geschichte mit eigener Bildwirklichkeit und mehrfachen Interpretationsebenen. Oft komponiert er in s.g. Sandwich-Technik mehrere Aufnahmen zu einer neuen Bild-Aussage und verfremdet ein selbstverständliches Sujet in ähnlicher Weise, wie René Magritte es in seiner Malerei realisierte. Bjarne Geiges steht dem Maler Magritte in seiner künstlerischen Denkweise nahe. Was wir begrifflich eindeutig benennen, entzieht sich der absoluten Darstellung in Form eines objektiv fassbaren Mediums, sei es in der Malerei oder in der Fotografie. Die künstlerische Aussage ist nur ein blitzartiger Moment der Erkenntnis und die Sichtbarmachung einer dahinterliegenden, sich der raschen Betrachtung entziehenden Wirklichkeit. „Cela n´est pas une pipe“, lautet der Titel eines Bildes von Magritte, das objektiv eine Pfeife abbildet. Ebenso erschließt sich auch nur indirekt der Titel der Ausstellung „Kammerspiele“.
Bjarne Geiges, Nach oben offen, 2023, Fotografie, Din A3, Bjarne Geiges/VG-Bildkunst Bonn 2024
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