Annemarie Faupel

Die Münchner Künstlerin Annemarie Faupel, Meisterschülerin von Karin Kneffel, vereint in ihrer Soloausstellung „NAKED TRUTH“ gleichsam intime wie universelle Momente des menschlichen Daseins. Das Näheverhältnis zwischen Lebenslust und Vergänglichkeit, Natürlichkeit und Artifizialität sowie der offene malerische Umgang mit gesellschaftlich kontroversen Themen, wie Nacktheit oder Alter stehen dabei im Vordergrund ihrer Arbeit. So sparen die ungeschönten Aktbilder Faupels neunundneunzigjähriger Großmutter Elisabeth keine Falte, keine Unebenheit und keine Hautverfärbung aus, um durch eben jene körperlichen Einschreibungen ein würdevolles Portrait der Lebensjahre und Geschichten eines Menschen zu erzählen, den Tod eines verbrauchten, kraftlosen Körpers gleichsam als Teil des Lebens anzuerkennen und das Alter auf diese Weise zu ehren. Auch in der gemalten Rotunde eines Münchner Schwimmbads präsentieren sich nackte Körper in einer selbstverständlichen und stillen Intimität, in der alle Körperformen unverstellt nebeneinander koexistieren und dadurch einen vertrauensvollen Raum zwischen Fremden erschaffen. Das changierendes Emotionsspektrum zwischen dem Genuss des Lebens und des bittersüßen Vanitasgedanken vereint sich schlussendlich in Faupels Candy-Stillleben, deren schillernde Bonbonpapiere oder verführerisch glänzende Zuckerglasuren menschliche Gelüste und Süchte symbolisieren – eine Form des Konsums, der eine temporäre und kurzfristige Befriedigung bereitstellt, durch die Körper und Seele jedoch nicht langfristig genährt werden.